soooo leute ... D A ist der Chat

sorry die Verspätung (ist sonst nicht mein Stil), doch tagelang war er nicht online im Archiv, dann schaute ich nur noch ab und zu, dann hab ich ihn vergessen...
J E T Z T ist er da
ein bischen lesefreundlich aufbereitet, aber nix fehlt oder hinzu getan,
Quelle: maxblue -> community -> Expertenchat -> Chatarchiv
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Chat-Mitschnitt
02.03.05, 18:00 Uhr
Der europäische Aktienmarkt
Markus Dörr, Deutsche Bank AG
Thema des Chats ist der europäische Aktienmarkt. Wie sind die weiteren Aussichten für diese Märkte angesichts hoher Ölpreise und weiter steigender Leitzinsen in der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt?
Chat
(Moderator) Guten Abend und herzlich Willkommen im Experten-Chat von maxblue.
(Moderator) Als Gäste dürfen wir heute Herrn Markus Dörr begrüßen.
(Moderator) Sie können jetzt Ihre Fragen stellen.
(Vorabfrage) von petrareise: Wie beurteilen Sie europäische Nebenwerte? Viele Analysten sprechen in letzter Zeit von abgeschwächter Gewinndynamik.
(MDoerr) Bei einer Betrachtung der Gewinndynamik ohne Berücksichtigung von Goodwillabschreibungen wird sich diese im Nebenwertesegment wohl tatsächlich abschwächen. Gleichwohl bleibt das Gewinnwachstum in vielen Teilbereichen des Segments hoch
da in den vergangenen Jahren die Bewertungsabschläge gegenüber den Blue Chips eliminiert wurden, sollten sich Aktien dieses Segmentes im weiteren Jahresverlauf aber nicht mehr besser als die „grossen“ Werte entwickeln. Erst wenn die Risikobereitschaft der Anleger spürbar nachlässt, wächst die Gefahr einer deutlich schwächeren Entwicklung von Nebenwerten.
(Vorabfrage) von petrareise: In welchen Ländern sehen Sie nach der EU-Osterweiterung das größte Potential?
(MDoerr) Bei osteuropäischen Aktien spielt neben den Fundamentaldaten des Aktienmarktes auch die Währungsentwicklung eine entscheidende Rolle für den Anlageerfolg. Unter dem Strich gefällt hier der polnische Aktienmarkt, wenngleich der Zloty zuletzt stark aufgewertet hat und kurzfristige Korrekturen jederzeit möglich sind.
Grundsätzlich empfiehlt sich aber bei einem Engagements in osteuropäischen Aktien unter Risiko-Ertragsgesichtspunkten auf mehr als einen Markt zu setzten.
(Vorabfrage) von Fredbalu: Welche europäischen Aktien könnten von der WM 2006 besonders profitieren?
(MDoerr) Traditionell profitieren Hersteller von Sportartikeln im Vorfeld solcher Ereignisse (Vorlaufzeit ca. 6 – 9 Monate). Allerdings sollte Ihre Anlageentscheidung natürlich nicht ausschliesslich im Hinblick auf die WM erfolgen.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass am heutigen Abend keine einzelnen Unternehmen besprochen werden. Angesichts des sehr breit gefassten Themas würde das dazugehörige Anlageuniversum weit über 1.000 Aktien umfassen.
(Vorabfrage) von Fredbalu: Wie sehen Sie die Entwicklung europäischer Pharmawerte? (v.a. vor dem Hintergrund der Konsolidierungen und der jüngsten Rücknahmen von Medikamenten)
(MDoerr) Ungeachtet der unverändert guten langfristigen Perspektiven befindet sich die Branche noch immer in schwierigem Fahrwasser. Dennoch dürften sich europäische Pharmawerte auf Sicht der nächsten Monate relativ gut entwickeln.
Hierfür sprechen die sich langsam bessernden Fundamentaldaten, die im Jahresverlauf wohl steigende Präferenz der Anleger für Wachstumswerte sowie die jüngste Kurskorrektur. Angesichts der vergleichsweise hohen unternehmensspezifischen Risiken spielen Einzeltitelauswahl und Diversifikation eine entscheidende Rolle für den Anlageerfolg.
(Vorabfrage) von palmwedel: Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des deutschen Aktienmarktes?
(MDoerr) Im internationalen Vergleich erscheinen deutsche Aktien derzeit attraktiv bewertet. Für sich allein genommen hat dieser Umstand keinen besonderen Wert. Gewicht bekommt er dadurch, dass hierzulande mit überdurchschnittlich stark wachsenden Gewinnen und einer überdurchschnittlich starken Verbesserung der Eigenkapitalrenditen gerechnet werden kann. Stichworte sind in diesem Zusammenhang die anhaltend robuste Entwicklung der Weltwirtschaft,
sich fortsetzende Kostensenkungen sowie die anhaltenden Reformbemühungen der Politik.
In dem momentan noch guten Aktienmarktumfeld scheinen Kursavancen von rund 5% auf kurze Sicht durchaus möglich. Zur Realisierung dieses Potenzials bedarf es allerdings eines Impulsgebers. Neben einem sinkenden Ölpreis könnte dies die Erwartung einer erneut positive Berichterstattung zum 1. Quartal sein.
(Vorabfrage) von ilsebilse: Meinen Sie, dass es sich lohnt, die Dividendenstrategie (Investment in die Werte mit den höchsten Dividendenrenditen) zu verfolgen - ist zur Zeit ja sehr hipp und die Werte sind schon gut gelaufen.
(MDoerr) Das Thema „Dividendenrendite“ ist in der Tat bereits eine lange Zeit hipp. Nicht zuletzt deshalb sind die entsprechenden Aktien zuletzt etwas unter Druck geraten. Auslöser für die Gewinnmitnahmen waren die gestiegenen Renditen am Rentenmarkt.
Ob es sich lohnt, weiter an dem Thema festzuhalten hängt stark von den persönlichen Anlagezielen ab. Vor allem allem konservative, nicht an einer Benchmark orientierte Anleger, können durchaus an der Strategie festhalten. Zum einen gehört die Strategie langfristig zu den erfolgreichsten. Zum anderen erscheinen dividendenstarke Titel im Moment vor allem in einer Betrachtung nach Steuern noch immer attraktiver als Staatsanleihen.
(Vorabfrage) von ilsebilse: Wie beurteilen Sie die Chancen der europäischen Aktienmärkte im Vergleich zu China und Indien - wo kann der Anleger mittelfristig mehr Gewinn machen?
(MDoerr) China und Indien sind zuletzt gut gelaufen. Die Erwartungen erscheinen z. Zt. relativ hoch zu sein,
auf mittlere Sicht erscheint das Kurspotenzial in der Tat etwas grösser als in Europa. Man sollte aber nicht vergessen, dass auch die Risiken höher sind.
Last but not least, kann man auch mit heimischen Aktien auf die Wachstumsregion Asien setzen. In diesem Zusammenhang sind z.B. Rohstoffwerte zu nennen.
(Vorabfrage) von palmwedel: Welche Auswirkungen haben denn Ölpreis oder EUR-Dollar-Kurs?
(MDoerr) Ein schwacher US-Dollar sorgt traditionell für Gegenwind am europäischen Aktienmarkt. Es gibt jedoch eine Reihe von Gründe, warum der dämpfende Effekt auf die Kursentwicklung diesmal geringer ausfallen sollte als in früheren Phasen.
Hierfür sprechen neben einer besseren Abstimmung der Kostenstrukturen durch die Verlagerung von Produktion und Finanzierung auch der heute geringere Beitrag der USA als Exportland für die europäische Wirtschaft. Darüber hinaus dürfte der gemeinsame Euro-Währungsraum für eine Milderung des negativen Effektes im Vergleich zu „DM-Zeiten“ sorgen.
Last but not least zeigt die niedrige Bewertung des europäischen Aktienmarktes, dass hier bereits gewisse Ertragsrisiken eingepreist sind....
Fazit: Die sich wohl noch etwas fortsetzende USD-Schwäche sorgt sicherlich für eine Begrenzung des Kurspotenzials. Allerdings dürfte sie allein den Aktienmarkt nicht in die Knie zwingen....
Ein Blick auf die handelsgewichtete Entwicklung des Euro im vergangenen Jahr untermauert die These: Während der Euro gegenüber dem USD im vergangenen Jahr um rund 8% aufgewertet hat, stieg der Euro handelsgewichtet im gleichen Zeitraum um weniger als 2%. Jetzt zum zweiten Teil der Frage, zum Ölpreis.
Der hohe Ölpreis stellt natürlich auch einen Belastungsfaktor dar. Aber ähnlich wie beim Wechselkurs gilt auch hier, dass die Lage bei Ölpreisen um die USD 50 noch nicht besorgniserregend ist...
Denn im Vergleich zu den Energiekrisen in den 70er und 80er Jahren ist die Energieeffizienz in der Industrie heute wesentlich höher und real, d.h. unter Berücksichtigung der Inflationsentwicklung, liegt der gegenwärtige Preis noch deutlich unter den damals erzielten Niveaus...
Ausserdem ist der hohe Ölpreis Ergebnis einer boomenden Nachfrage und nicht einer Verknappung des Angebotes. Darüber hinaus sorgen Produktionsverlagerungen im Zuge der Globalisierung für eine gewisse Kompensation des Ölpreiseffektes...
Allerdings muss man sich als Anleger darauf einstellen, dass der hohe Ölpreis in Zukunft etwas stärkere Spuren in den Unternehmensbilanzen hinterlassen wird als in den vergangenen Quartalen. Hauptgrund hierfür ist, dass die durch die Unternehmen bei häufig viel niedrigeren Ölpreisen vorgenommenen Absicherungen am Terminmarkt sukzessive auslaufen.
(Lord) Haben sich alle europäischen Märkte in 2005 so gut entwickelt wie der Dax oder der Eurostoxx?
(MDoerr) weitestgehend ja.
(MrIcks) Heute war zu lesen, dass der US Präsident den Angriffsplänen auf den IRAN für Sommer 2005 schon zugestimmt hat. Wie hat oder wird sich diese Meldung auf die Aktienmärkte und vor alle Ölpreis auswirken?
(MDoerr) Das wäre selbstverständlich eine schlechte Nachricht - zumindest anfänglich und zwar für die Aktienmärkte und den Ölpreis. Momentan ist dieses Szenario am Aktienmarkt aber kein Thema.
(Medusalemming) Der DOW steht Kurz vor einem Jahreshoch und hat sich damit seit dem 9/11 fast wieder erholt. Was sind die Gründe und wieso schaffte es der DAX nur auf knapp 50% seines Allzeithochs?
Zunächst einmal muss man festhalten, dass der Dow ein kursgewichteter Index ist. Hierdurch fallen Vergleiche mit anderen Indexkonzepten - der DAX ist ein Performanceindex - schwer...
Dass sich deutsche Aktien seither schlechter entwickelt haben, ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Risikobereitschaft hierzulande deutlich niedriger ist als in den USA. Gemessen an der Risikoprämie ist der deutsche Markt ein ganzes Stück günstiger als der US-Markt....
(Kumlubuek) Der DAX hält seinen Aufwärtstrend den er im Aug 2004 begann noch immer durch. Wie wird sich das ihrer Meinung nach 2005 entwickeln? Bleiben wir Bullen oder kommen die Bären zurück?
(MDoerr) Das Umfeld dürfte auf kurze Sicht noch recht aktienmarktfreundlich bleiben. Die Chancen auf höhere Kurse bleiben somit bestehen,
zumal andere Anlageklassen wie langlaufende Staatsanleihen, Anleihen von Schwellenländern und Unternehmensanleihen derzeit im Vergleich zu Aktien recht unattraktiv sind,
für deutlich höhere Kurse braucht der Aktienmarkt aber einen konkreten Treiber (s.o.). Auf mittlere Sicht ist mit einer Seitwärtsbewegung auf einem dann höherem Indexniveau zu rechnen.
(SAMMIY) Der Rohölpreis hat ende letzter Woche leicht angezogen. Ist der Abwärtstrend noch intakt oder geht es jetzt wieder auf zu neuen Höchstpreisen?
(MDoerr) Von einem intakten Abwärtstrend kann man beim Ölpreis leider nicht mehr sprechen, neue Höchststände sind in greifbarer Nähe...
(Moderator) Bitte stellen sie ihre letzten Fragen, da der Chat sich langsam dem Ende nähert.
Die Anleger am Aktienmarkt werden die am 16.3. stattfindende OPEC-Konferenz sicherlich genau verfolgen.
(SAMMIY) Wie lange denken Sie wird die USA noch die wichtigste Volkswirtschaft bleiben?
(MDoerr) ...aus meiner Sicht noch sehr viele Jahre.
(Lord) Was halten sie von einem Investment in Osteuropa (z. B. auf den CECE)? Ist da noch Potential auf Sicht von 12 bis 18 Monaten?
(MDoerr) Die osteuropäischen Aktienmärkte haben weiteres Kurspotenzial. Antriebskräfte sollten ein anhaltend überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum, der wettbewerbsfähige Unternehmenssektor, niedrige Lohnkosten, Steuervorteile und Kapitalzuflüsse aus dem Ausland sein. Auch seitens der Bewertungen spricht nichts gegen höhere Kurse auf mittlere und längere Sicht,
angesichts der rasanten Entwicklung in der Vergangenheit muss man sich aber auf kurzzeitige Rückschläge einstellen. Der Währungsaspekt wurde bereits weiter oben angesprochen.
(MDoerr) Vielen Dank für Ihre Fragen und einen schönen Abend !
(Moderator) maxblue bedankt sich für das Interesse am Chat mit Herrn Markus Dörr.
(Moderator) Das Team von maxblue wünscht allen einen schönen Abend und verabschiedet sich bis zum nächsten Mal.
Trade was du siehst, nicht was du sehen willst.
Admit mistakes. Be patient. Relax.